Die nächste Krise kommt bestimmt

Zurzeit befasst sich die Presse zwar umfassend mit dem Sorgenkind Zypern, doch mittel- bis langfristig gesehen droht auch die Schweiz in eine wirtschaftliche Krise zu schlittern. Wir können durch unsere politischen Entscheide jedoch jetzt gegensteuern.

 

1991 wurde die Schweiz bereits von einer Immobilienkrise heimgesucht. Ursachen waren damals eine Niedrigzinspolitik sowie eine zu lockere Kreditvergabe. Gewisse Parallelen dazu sind auch im heute (noch) anhaltenden Immobilienboom erkennbar. Die Nachfrage nach Schweizer Immobilien ist enorm hoch. In Städten wie Zürich oder Genf sprengen die Quadratmeterpreise jegliche Rekorde. Die Zinsen sind seit Monaten enorm tief. Es war selten so billig, eine Hypothek aufzunehmen. Die extrem tiefen Zinsen liefern den ersten Baustein des anhaltenden Immobilienbooms. Der zweite Pfeiler ist die starke Nachfrage, ausgelöst durch ausländische Einwanderer. Mit fast 80‘000 Zuwanderern pro Jahr wächst die Schweiz, relativ betrachtet, um ein Vielfaches der EU.

 

Genau auf diese nachfragestützenden Einwanderer haben es jetzt zwei Initiativen abgesehen. Einerseits die „Initiative gegen Masseneinwanderung“ und andererseits die Initiative „Stopp der Überbevölkerung“. Beide Initiativen wollen die Einwanderung anhand von Höchstzahlen oder maximalen Wachstumsraten beschränken, Letztere sogar um 80%. Dies würde einer Reduktion von derzeit 80‘000 Einwanderer pro Jahr auf 16‘000 gleichkommen. Eine solch krasse Reduktion hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft.

 

Werden die grössten Nachfrager nach Immobilien aufgrund der Annahme einer oder beider Volksinitiativen von der Schweiz ferngehalten, sinkt die Nachfrage nach Immobilien rasant. Wohnraum kann nicht einfach so von heute auf morgen erschaffen werden, die Nachfrage kann sich aber durch politische Vorgaben rasch ändern. Ein drastischer Rückgang der Nachfrage kann bei der aktuellen demographischen Entwicklung der Schweiz (im Schnitt 1,53 Geburten pro Frau) auch nicht landesintern abgefedert werden. Ein deutliches Überangebot an Immobilien wird unvermeidbar. Übersteigt das Angebot die Nachfrage, wird sich ein neues Marktgleichgewicht bei einem niedrigeren Marktpreis einstellen. Die direkt Betroffenen eines markanten Preisrückgangs sind die Immobilien- und die Baubranche, welche in einer solchen Situation rasch in eine Krise abdriften können.

 

Ein weiteres Problem, welches den Druck auf die gesamte Immobilienbranche nur noch erhöht, stellt die expansive Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank dar. Durch die enorme Ausweitung der Geldmenge steigt längerfristig die Inflation (auch wenn wir uns zurzeit noch in einer eher deflationären Phase befinden, wird das Geld aufgrund der Geldmengenerhöhung an Wert verlieren und dadurch die Inflation erhöhen). Hält die SNB an ihrem Inflationsziel von unter 2% fest, muss sie früher oder später die Geldmenge wieder senken. Wird Geld aus dem Kapitalmarkt genommen, steigt der Wert des verbleibenden Geldes (Angebot wird bei gleichbleibender Nachfrage knapper à Geld hat mehr Wert, Inflation sinkt), folglich steigt auch das Zinsniveau.

 

Ein Anstieg der Zinsen betrifft alle Hypothekarbesitzer direkt. Da die Verlockung bei den aktuell so tiefen Zinsen gross war, wird die Finanzierung des Eigenheims mit dem Zinsanstieg deutlich teurer. Abhängig davon, wie streng die Banken die Vergabekriterien umgesetzt haben, wird die höhere Zinslast für einige Hypothekarbesitzer nicht mehr tragbar. Es kommt zu Kreditausfällen wie schon in der Immobilienkrise von 1991 und auch in der Subprimekrise in den USA. Der gesamte Bankensektor wird aufgrund der engen Verknüpfung unseres Finanzsystems von diesen Auswirkungen betroffen sein. Im Worst-Case-Szenario schlittert die gesamte Schweizer Wirtschaft erneut in eine Krise.

 

Ich will hier keinesfalls Schwarzmalerei betreiben, sondern vielmehr die Möglichkeiten aufzeigen, wie wir durch unsere politischen Entscheide in der Gegenwart Einfluss auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung nehmen können. Wer sich mit den genannten Initiativen auseinandersetzt, ganz egal ob links, mitte oder rechts, sollte sich der Tragweite seiner Entscheidung bewusst sein. Durch solche Abstimmungen können wir künftige wirtschaftliche Krisen vielleicht nicht ganz verhindern, aber zumindest einen wichtigen Teil zur Prävention beitragen. Die beiden Initiativen wollen unsere Schweiz schützen, doch die Auswirkungen, die bei einer Annahme hervorgerufen werden, richten wirtschaftlich betrachtet mehr Schaden als Nutzen an. 

 

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